Amateurfunksatelliten gibt es seit dem 12. Dezember 1961, nur 4 Jahre seit dem ersten Funksatelliten überhaupt: Sputnik 1
Mittlerweile sind laut Celestrak 85 Amateurfunksatelliten, oder als solche deklarierte, im Orbit.
Während die meisten Amateurfunksatelliten in niedrigen Orbits kreisen und damit nur Funkverbindungen über wenige Minuten zulassen,
gibt es auch Satelliten in hochelliptischen Orbits, die aufgrund ihrer niedrigen Geschwindigkeit am höchsten Punkt Verbindungen über
mehrere Stunden zulassen.
Seit dem 2. Februar 2019 gibt es nun auch einen geostationären Satelliten mit Amateurfunk, QO100, der im folgenden etwas näher betrachtet werden soll.
Aufgrund der geostationären Umlaufbahn befindet sich der Satellit aus Erdsicht immer an der selben Position, in diesem Falle ca. 36000 km über der Demokratischen
Republik Kongo in Zentralafrika. Er ermöglicht damit Amateurfunkern unabhängig von Tageszeit, Sonnenaktivität und sonstigen Effekten die üblicherweise die Funkausbreitung beeinflussen, beinahe die halbe Welt zuverlässig zu erreichen.
Der Abdeckungsbereich geht dabei von Teilen der Antarktis über das östliche Brasilien, Island, Skandinavien bis Singapur.
Für erste QO 100-Empfangsversuche auf 3cm ist eine 60cm-Sat-Schüssel, ein handelsüblicher Universal-LNB (jedenfalls die meisten) sowie ein RTL-SDR Stick nebst Bias-Tee für 12V ausreichend. LNBs mit PLL sind denen mit DRO aufgrund besserer Stabilität zu bevorzugen. Getestet wurden HD-Profi Single, Goobay Single und Durline Ultra Twin. Schlecht funktioniert der Durline Ultra Quattro (filtert Signale außerhalb des üblichen SAT-Bereichs zu stark heraus).
In unserer Gegend ist die Schüssel auf eine Höhe von 30 Grad und einen Azimut-Winkel von 164 Grad, also ca. 16 Grad links der Südrichtung einzustellen. Man kann sich auch am Astra-Satelliten orientieren und muss dann die Antenne ca. 9 Grad links drehen. Am 23. September gibt es auch eine weitere seltene Möglichkeit: Kurz vor 12 Uhr Küchenzeit steht die Sonne an der selben Position wie QO100. Damit kann man die Empfangsbedingungen ideal abschätzen und die Antenne ausrichten. Auf keinen Fall aber in die Sonne blicken, es drohen schwere Augenschäden.
Sobald der Empfang funktioniert stellt man jedoch schnell fest dass aufgrund der Instabilität der LNB-Frequenz das Verfolgen von QSOs nur wenig Spaß macht, man muss ständig die Frequenz korrigieren.
Hier gibt es sowohl Software-Lösungen (z.B. Orientierung an einer der drei gesendeten Baken mit SDR-Console) oder Hardware-Lösungen z.B. ersetzen des Quarzes durch einen temperaturkorrigierten Oszillator TCXO,
Einspeisung einer genaueren Referenzfrequenz oder Kauf eines der wenigen LNBs mit integriertem TCXO.
Neben einem Narrow-Band-Transponder mit vertikaler Polarisation für CW,SSB und Digimodes gibt es auch noch einen Wide-Band-Transponder mit horizontaler Polarisation für Bildübertragung mittels DVB-S2.
Um dann auf Sendung zu gehen braucht man auf 13cm eine Sendeleistung ab 6 Watt, je nach Antennengröße und Bandbreite. Dabei ist eine linksdrehende zirkulare Polarisation zu verwenden. Neben einer extra Antenne zum senden kann man auch eine 13cm-Antenne am LNB befestigen. Im Internet gibt es da Bauvorschläge für eine Patchantenne (Patch of the year) oder eine Helixantenne (Helix of last year). Bei der Sendeleistung sollte man sich an dem Pegel der Banken orientieren und diesen nicht überschreiten. Falls man das doch tut wird man mit einem Warnsignal „Leila“ bestraft.
Als Transceiver kann man einen Adalm Pluto mit ensprechender PA verwenden (dieser sollte jedoch aus Frequenzstabilitätsgründen ebenfalls mit einem TCXO oder externem Takt versehen werden), oder, zumindest auf dem Narrow-Band-Transponder und mit entsprechenden Transvertern, ein 23cm,70cm oder 2m All-Mode-Gerät. Sehr zu empfehlen ist dabei ein Full-Duplex-Setup, entweder einen ensprechenden Transceiver oder 2 getrennte Geräte für Senden und Empfang. Ansonsten bekommt man bei einer Überschreitung des erlaubten Pegels vom Leila-Signal nichts mit.
Um sich nur mal einen Überblick über die Aktivitäten zu verschaffen kann man auch mittels WEBSDR über das Internet den Narrow-Band-Transponder inklusive Wasserfall empfangen.
Für unseren Fieldday ist geplant eine QO100-Station aufzubauen, eventuell sogar mit Video-Übertragung, so dass jeder interessierte sich das System ansehen und, bei vorhandener Lizenz, auf Sendung gehen kann.